Happy Place – ein Ort, um einfach durchzuatmen

Es ist Samstag. Die Uhr zeigt 11:23. Der Schaffner macht eine Durchsage und der Zug fährt langsam in den Bahnhof ein. Die Passagiere sammeln ihre Sachen zusammen und gehen langsam Richtung Türen. Pünktlich wie immer steht der Zug am Bahnhof. Die Passagiere steigen nacheinander aus. Ein Blick genügt und man sieht das Ziel.

Losgehen – das Ziel vor Augen

„Zürich“ steht auf einem Schild am Bahnsteig. Und ich weiß in dem Moment genau „Ich bin wieder da“. Der Weg geht das Gleis entlang Richtung Bahnhofshalle. Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht. Ein Blick auf die Abfahrttafel zeigt viele spannende Ziele. Ziele, die ich alle gerne besuchen würde, aber es nie schaffe. Weil bei all der Überlegung, wo die nächste Reise hingeht, ich letztendlich doch wieder in Zürich lande.

Von der Anzeigetafel aus geht es weiter. Die Bahnhofshalle ist mal voll und mal leer. Mal ist ein Markt, dann ein großer Promotionstand, im Dezember ein Weihnachtsmarkt oder auch mal ein Foodmarkt. Der Weg führt mich weiter durch den Haupteingang auf den Bahnhofsquai über die Staße und dann lacht einem auch schon die Limmat an.

Über die Bahnhofbrücke geht es die Limmat entlang. Ein kurzer Blick Richtung Lindenhof, zur Schippe weiter Richtung Rathaus, St. Peter, Grossmünster, Frauenmünster bis hin zur Quaibrücke. Auf der Quaibrücke kommt eine kurze Pause – durchatmen und den Zürisee bestaunen. Ich gehe weiter zum Bürkliplatz. Ist heute bewölkt? Ist blauer Himmel? Sieht man die Alpen? Wie gut sieht man sie?

Durchatmen – am Ziel angekommen

Der Bürkliplatz ist meist der erste Ort, an dem ich kurz innehalte. Schnell ein Foto vom See machen und nach Hause schicken. „Ich bin angekommen“. Wo ich bin, muss ich schon lange nicht mehr sagen. Wenn ich sage „ich bin nicht im Lande“ gibt es nur einen Ort, wo ich sein könnte.

Vom Bürkliplatz geht es zurück über die Quaibrücke und zu den Quaianlagen. Ich laufe die Quaianlagen entlang. Bleibe immer wieder stehen. Schaue mich um und laufe weiter am Seebad Utoquai vorbei, an den vielen Booten, am Restaurant Kiosk zum Seeuferweg.

Und da ist er, am Seeuferweg. Mein ganz persönlicher Happy Place. Ein etwa 600 Meter langer Weg am Ufer des Zürichsees vorbei. Und ich weiß nicht warum, aber jedes Mal, wenn ich diesen Weg entlang gehe, fühle ich mich angekommen. Fühle ich mich zuhause. Ich merke, wie der Stress nachlässt. Wie ich anfange wieder richtig durch zu atmen. Wie sich die Energien auffüllen. Und auf genau diesen Meter weiß ich, hier bin ich richtig.

Seeuferweg im Herbst
Seeuferweg im Herbst

Am Seeuferweg geht es noch ein Stück weiter. Am Ende steht ein Baum. Ein Baum, der mittlerweile auch eins meiner Pflichtmotive wurde. Zusammen mit dem See und den Alpen im Hintergrund strahlt er immer und immer wieder eine Ruhe aus.

Auftanken – das Ziel genießen

Vielleicht sind es genau dieses Gefühle, die mich immer und immer wieder nach Zürich ziehen. Vielleicht ist das der Grund, warum mein erster Weg immer genau diese Strecke ist. Und vermutlich ist genau das der Grund, warum ich es wieder und wieder nicht schaffe, ein anderes Ziel als Zürich auszuwählen.

Schon bei der Einfahrt in Zürich, wenn man den Flughafen sieht und danach die ersten Häuser sichtbar werden, merke ich, wie mein Herz anfängt zu rasen. Ich merke, wie sich meine Stimmung verändert. In Zürich wirkt alles etwas anders als in Stuttgart. Die Zürcher wirken relaxter, sie sind mehr mit der Natur und dem See verbunden. Man entschleunigt automatisch. Gleichzeitig merkt man auch die Hektik einer Stadt. Hier eine Tram, da noch schnell den Bus erwischen, dort noch etwas einkaufen.

Und dennoch ist die Stimmung anders. Freundlicher, offener. Ein Wochenende aus Zürich oder auch nur ein Tagesausflug kann meine Welt für einen kurzen Moment anhalten und mich durchatmen lassen. Und genau das macht für mich ein Happy Place aus.

Dabei ist der Seeuferweg nicht mein einziger Happy Place. Ich kenne einen weiteren – Taupo. Taupo, die kleine Stadt am gleichnamigen See auf der Nordinsel von Neuseeland. Beide Orte verbindet, dass ein Fluss durchfließt und sie direkt am See liegen. Hinter dem See liegen schneebedeckte Berge. Auch Taupo ist eine Stadt, die ich innerhalb kürzester Zeit mehrmals besucht habe und die mir immer ein Herzklopfen bereitet, wenn ich nur an sie denke. Ob es an den Erlebnissen liegt, die ich mit Taupo verbinde?

Wenn Taupo mich schon so verändert hat. Wie wird mich wohl Zürich verändern?
Hast du einen Happy Place? Wo ist er? Und was macht er für dich aus?

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