Ich sitze hier gerade in Deutschland auf meinem Balkon und schaue in die Sterne. Alles was ich in meinem Sichtfeld sehe, ist das Sternbild des großen Wagens und ein, zwei einzelne Sterne. Wo sind die anderen Sterne hin?
Meine Gedanken kreisen und ich muss an meinen Aufenthalt auf Fiji vor 13 Jahre denken. Auf Fiji habe ich Insel-Hopping gemacht und war auf Inseln mitten in der Südsee, die innerhalb ein, zwei Stunden umrundet waren. Nachts wurde dort der Strom und damit auch das Licht ausgeschalten. Es gab keine störenden Lichtquellen und der Himmel war voller Sterne. Ich hab noch nie so viele Sterne gesehen, wie in diesen Nächten. Wir haben es damals geliebt, nachts unter freien Himmel in die Sterne zu schauen und uns von diesem atemberaubenden Nachthimmel beeindrucken zu lassen. Man konnte nicht mal im Ansatz die Sterne zählen. Denn der Himmel war voller Sterne.
Und jetzt sitze ich hier in Stuttgart und kann dir sagen, es sind 9 Sterne, die ich sehe. 9 Sterne von unendlich vielen Sternen. Wo sind die anderen Sterne hin?
Damals auf Fiji habe ich auch die Menschen beobachtet. Sie hatten im Vergleich zu uns ein ‚einfacher‘ Leben. „Island time“ – wenn es heute nicht klappt, dann halt morgen irgendwann – ist dort die Normalität. Man kannte dort nicht dieses ganze Schneller, Höher, Weiter, dass uns so sehr prägt. Die Menschen waren glücklich und haben einfach nur gelebt. Denn der Himmel war voller Sterne.
Hier gibt es Tage, da habe ich so viele Sachen zu tun, dass ich meist nicht mal das wirklich wichtigste schaffe. Heute war einer davon. Bin ich in dieser Schneller, Höher, Weiter-Zeit eigentlich glücklich? Muss ich diese Frage beantworten? Jetzt gerade sitze ich hier, lass den Tag reflektieren, neige den Kopf etwas und komm auf 14 Sterne. Wo sind die anderen Sterne hin?
In meinen letzten vier Tage auf Fiji hat sich das Wetter geändert. Es gab zwei Zyklone und ein Hochwasser, das es in diesem Ausmaß laut den Meldungen dort die letzten 100 Jahre nicht mehr gab. Wir sind damals am Hafen der Hauptinsel gestrandet und hatten kein sicheres Dach über dem Kopf, wir hatten kein Bett, wir hatten nichts als der Zyklon seinen Höhepunkt auf Fiji erreicht hatte. Der Regen war so heftig, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nie gesehen hatten.
Aber wir hatten uns. Menschen, die sich kaum gekannt hatten, aber alle gemeinsam gestandet waren und diese Nacht, diese eine Nacht. Sie wurde zur Nacht meines Lebens. Diese Nacht hatten wir gefeiert, wir haben daraus unsere Nacht gemacht. Wir saßen auf einer höher gelegten überdachten Terrasse eines Cafes. Der Platz reichte gerade aus, dass wir und unser Gepäck nicht nass wurden. Wir haben gelacht und waren so voller Leben. Wir waren trotz dem ganzen Sturm um uns einfach nur glücklich. Und irgendwann – Island Time – ich weiß gar nicht mehr, wie spät es in der Nacht war, kam jemand und hat uns eine Notunterkunft auf einem der Schiffe angeboten.
Und während ich hier die 14 Sterne anschaue, denke ich an diese Nacht zurück. Am Morgen nach der Nacht meines Lebens habe ich den schönsten Sonnenaufgang meines Lebens gesehen. Das Meer war so ruhig, und der Himmel voller Farben. Diese Zeit hat mir gezeigt, dass das Universum immer für einen sorgt und egal was ist, es gibt immer einen Weg. In dieser Nacht und an diesem Morgen auf Fiji habe ich Urvertrauen kennengelernt.
Du fragst dich vielleicht, was diese Geschichte mit den 14 Sternen zu tun hat? Dort auf Fiji sind die Menschen glücklich gewesen. Sie müssen sich nicht kaputt arbeiten. Sie vertrauen dem Leben. Sie genießen das Leben und sie leben mit dem Leben. Denn der Himmel ist voller Sterne.
Uns hier fehlt dies. Hier gehören Depression, Burnout, sich für andere kaputt zu arbeiten schon fast zum guten Ton. Möchtest du davon ausbrechen und dir selbst mehr Glück ins Leben holen, wirst du schon fast ausgelacht. Wir haben 14 Sterne am Himmel. Wo sind die anderen Sterne hin?
Haben wir uns in unserem Schneller, Höher, Weiter selbst die Sterne genommen?
Welchen Preis zahlen wir dafür?
Kannst du mir folgen?